Agile Vergütung mit New Pay – ein Modell?


Unternehmensberater Eckhard Eyer

Agile Vergütung wird viel diskutiert. Darf ein Vergütungssystem überhaupt agil sein oder sind klassische, stabile Ansätze besser? Eckhard Eyer, Vergütungsberater und Wirtschaftsmediator sowie Fachautor und Kolumnist, äußert sich zum Thema New Pay und agile Vergütungsmodelle.

 

Was genau versteht man unter dem Begriff der agilen Vergütung ?

Eckhard Eyer: Das Adjektiv „agil“ besagt, ein Vergütungssystem müsse bei neuen Rahmenbedingungen zügig angepasst werden. Doch nicht jede Veränderung stellt gleich die bestehenden Vergütungssysteme infrage. Denken Sie zum Beispiel an das Auto. Seit Carl Benz hat es vier Räder, so wie die Kutschen in den Jahrhunderten davor. Trotz dramatischer Veränderungen des Antriebs, wie durch den Umstieg vom Benzinmotor auf den Dieselmotor und dann auf den Elektromotor, ist es bei vier Rädern geblieben.

Inwieweit machen agile Arbeitsprozesse eine agile Vergütung notwendig?

Das könnte man meinen, aber so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist es nicht! Die Arbeitswelt und die Arbeitsbedingungen ändern sich rasant. Vergütungssysteme sollen stabil, transparent, berechenbar, verlässlich und nachhaltig sein. Der Maßstab, mit dem der Mitarbeiterverdienst gemessen wird, darf kein Gummiband sein! Das Vergütungssystem muss für Mitarbeiter und Management transparent und berechenbar sein. Nur so kann es Fairness im Unternehmen sichern und eine ordnende und befriedende Wirkung entfalten.

Und was ist Ihre Kritik am Begriff „Vergütungsmodell“?

Modelle sind eine vereinfachte Darstellung meist komplizierter Untersuchungsobjekte. Bei der Vergütung sind wir im realen Arbeitsleben mit Interessen und deren Ausgleich, Gerechtigkeitsphilosophien, Unternehmenskulturen und Macht konfrontiert. Das ist alles andere als ein Modell. Ich bevorzuge Begriffe wie „Vergütungs- oder Entgeltsysteme“. Systeme bestehen aus Elementen, die miteinander in Beziehung stehen. Die einzelnen Bestandteile der Vergütung mit ihren Wechselwirkungen müssen gestaltet und fair ausbalanciert werden. Was fair ist, hängt von der Unternehmenskultur und der (vor)herrschenden Gerechtigkeitsphilosophie der Akteure ab. Rahmenbedingungen dafür sind einerseits die Wertschöpfung im Unternehmen, die die Finanzierbarkeit der Vergütung gewährleistet, und andererseits der Wettbewerb am relevanten Arbeitsmarkt, der zu bestehen ist.

Würden Sie sagen, dass New Pay kein Vergütungssystem ist?

Von New Pay gibt es nur sieben Schlagwörter wie Zukunft, Fairness, Transparenz, Selbstverantwortung, Partizipation, Flexibilität, Wir-Denken und Permanent Beta. Hinzu kommt ein Verweis darauf, dass alles offen und gestaltbar ist. Somit ist New Pay kein Vergütungssystem, sondern eine Aneinanderreihung von Prinzipien. Diese haben ihren Platz in der Organisationsentwicklung und sind auch in einer Reihe von Unternehmensleitbildern zu finden.

Wie kann es sein, dass andere Menschen New Pay als Vergütungssystem sehen?

Sie fordern, dass New Pay agil sein muss und ständig weiterentwickelt werden soll. Mein Anspruch an ein Vergütungssystem ist, dass es nicht nur im Sommer funktioniert, sondern auch im Frühjahr, Herbst und Winter. Ein Vergütungsberater muss ein gutes Ganzjahres-Vergütungssystem gestalten, das für die Akteure wie Unternehmen, Mitarbeiter und die Banken berechenbar ist.

 

Über Eckhard Eyer:

Er ist Jahrgang 1958, studierte Maschinenbau in Kaiserslautern und Betriebswirtschaftslehre in Mannheim. Zunächst arbeitete er bei den SKF Kugellagerfabriken in Schweinfurt und anschließend bei der G. M. PFAFF AG, Kaiserslautern. Von Januar 1989 bis Juni 1997 war er im Bereich der Entgeltgestaltung wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e. V., Köln.

Eckhard Eyer ist Inhaber der Perspektive Eyer Consulting. Die Kernkompetenz des Unternehmens liegt in der konzeptionellen Beratung von Firmen bei der Entwicklung und Umsetzung von Führungs- und Entgeltsystemen sowie im Abschluss von Betriebsvereinbarungen und Haustarifverträgen. Eyer berät Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften bei der Gestaltung ihrer Entgelttarifverträge.

Neben seinen Erfahrungen in der Wirtschaft hat er sich in den letzten Jahren einen Namen als Vergütungsberater in der Sozialwirtschaft und der Non-Profitwirtschaft gemacht. Zu den oben genannten Themen führt er Workshops und Seminare durch und ist Lehrbeauftragter an der Universität Trier.

 

Kontakt und weitere Infos:

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Dipl. Ing. Dipl.-Kfm. Eckhard Eyer
PERSPEKTIVE EYER CONSULTING
Weinbergstraße 14
53545 Ockenfels

Telefon 0 26 44/6 03 02 30
www.eyer.de
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