Die Multimomentaufnahme


Die Multimomentaufnahme

(Multi = viel / Momentum = Augenblick)

Unternehmen stehen heutzutage vor der Herausforderung, sich im ständig wechselnden Umfeld und in sich immer schneller ändernden Märkten zu behaupten. Kundenorientierung steht dabei im Vordergrund: der Käufermarkt gebietet, die Wünsche und Anforderungen der Kunden möglichst schnell umzusetzen, um keine Marktanteile zu verlieren. Produktionsengpässe oder Qualitätsmängel werden nicht mehr verziehen, der Zeithorizont, um Prozesse anzupassen, wird minimal. 

Unter diesen Bedingungen kommen Methoden, die zur Arbeitsdatenermittlung an einzelnen Arbeitssystemen geeignet sind, oder solche, deren Einsatz hohen Aufwand erfordern, nicht in Betracht. Gebraucht wird vielmehr ein Werkzeug, mit dem bei geringem Zeit- und Personalaufwand die benötigten Daten im vorgesehenen Zeitraum mit der gebotenen Sicherheit gewonnen werden können. Ein solches Werkzeug ist die Multimomentaufnahme (MMA). 

Das methodische Prinzip besteht darin, bei Rundgängen vorbei an den zu beobachtenden Objekten - hier den Arbeitssystemen - die gerade auftretenden Ereignisse (z. B. Ablaufarten, Stillstände) in einem Formblatt als Strichliste zu notieren. Die Rundgänge erfolgen zu verschiedenen Zeitpunkten - also zufällig, damit möglichst jedes auftretende Ereignis erfasst werden kann - und so oft, bis die vorausbestimmte Anzahl an Notierungen erreicht ist. 

Anschließend wird der prozentuale Anteil jedes betrachteten Ereignisses aus der Gesamtheit aller erfassten Beobachtungen ermittelt, indem die Anzahl der Notierungen je Ereignis zur Gesamtzahl aller Notierungen ins Verhältnis gesetzt wird. Werden diese Anteile auf die Gesamtdauer der betrachteten Arbeiten im Erfassungszeitraum bezogen, lässt sich zudem der zeitliche Anteil jedes Ereignisses ermitteln.

Dieses Werkzeug lässt sich faktisch in allen Branchen und Einrichtungen einsetzen, um Angaben über 

  • die Nutzung bzw. Auslastung von Arbeitssystemen in einer Periode, 
  • auftretende Störungen,
  • ausgeführte Aufgaben und
  • andere Sachverhalte

zu erhalten.

Nachteilig an dieser Methode ist, dass Ereignisse nur erfasst werden, wenn der Beobachter gerade anwesend ist. So könnten im ungünstigen Fall einige Ursachen auch nicht erfasst werden. Von Vorteil ist, dass die MMA zwar sorgfältige Vorbereitung, aber vergleichsweise wenig Aufwand erfordert, denn der Beobachter ist nur während der Kurzzeitbeobachtungen erforderlich bzw. entsprechend gebunden. IT-gestützte Lösungen ermöglichen zudem interessierende Angaben auch über längere Zeiträume und für eine große Zahl von Arbeitssystemen rationell zu ermitteln.

Bei diesem Verfahren können

  • die Aussagegenauigkeit,
  • die Anzahl erforderlicher Angaben (Notierungen),
  • ihre Dauer und
  • der Aufwand zur Durchführung

im Voraus bestimmt werden; Zeitmessgeräte entfallen. Es ist daher für den REFA-Arbeitsorganisator nicht nur ein interessantes, sondern auch ein vielseitig nutzbares Werkzeug.

REFA-Standardprogramm Multimomentaufnahme

Eine Multimomentaufnahme läuft nach dem REFA-Standardprogramm Multimomentaufnahme in einem achtstufigen Schema ab:

1. Ziel festlegen: 

Wie bei jeder Datenermittlung ist auch bei der Multimomentaufnahme zunächst das Ziel zu formulieren. Damit einher geht die Festlegung der zugrundeliegenden Arbeitsplätze und der beteiligten Menschen und Betriebsmittel.

2. Ablaufarten festlegen und beschreiben: 

Es ist festzulegen, welche Ablaufarten für die Untersuchung relevant sind. Bedingung ist, dass diese Ablaufarten durch kurzzeitiges Beobachten eindeutig identifizierbar sind. Auch sollte man sich auf wenige Ablaufarten beschränken, da jede zusätzliche Ablaufart den erforderlichen Beobachtungsumfang überproportional erhöht. Andererseits müssen die Ablaufarten so gewählt und beschrieben sein, dass alle möglichen beobachtbaren Abläufe auch aufgenommen werden können.

3. Rundgangsplan festlegen: 

Die Rundgangswege und die Beobachtungsstandpunkte werden festgelegt und in einem Rundgangsplan skizziert.

4. Zahl der Beobachtungen festlegen: 

Die Anzahl der erforderlichen Beobachtungen (Stichprobenumfang) ist aus statistischen Gründen abhängig von dem geforderten absoluten Vertrauensbereich f' der Ergebnisse. Dieser Wert gibt ein Intervall an (in % vom erhaltenen numerischen Wert), in dem der tatsächliche Wert vom in der Multimomentaufnahme ermittelten Wert (bei vorgegebener Aussagewahrscheinlichkeit, üblicherweise 0,95) abweichen darf. Als praktisches Hilfsmittel zur Bildung der Stichprobe ist bei REFA ein Nomogramm veröffentlicht, das sich heranziehen lässt. Je kleiner der Wert von f' wird, desto mehr Beobachtungen sind bei einem bestimmten Anteilswert p erforderlich. Deshalb sollte die Genauigkeit entsprechend den pragmatischen Erfordernissen gewählt werden.

5. Rundgangszeitpunkte bestimmen: 

Damit die statistischen Anforderungen erfüllt werden und auch die unbewusste Beeinflussung der Ergebnisse durch den Beobachter ausgeschlossen wird, müssen die Zeitpunkte für die einzelnen Rundgänge zufällig gewählt werden.

6. Die ersten 500 Beobachtungen durchführen: 

Die Rundgänge werden in einem Rundgangsplan festgelegt. Dabei sind die Rundgangszeitpunkte unter Berücksichtigung der Arbeitszeiten und Pausen zufällig festzulegen.

7. Zwischenauswertung: 

Mit steigender Anzahl an Beobachtungen ergibt sich eine Verteilung der Häufigkeiten der beobachteten Ablaufarten, die sich zunehmend der wirklichen Verteilung annähert. Nach rund 500 Beobachtungen ist gewöhnlich ein geeigneter Zeitpunkt für eine Zwischenauswertung gekommen, in der die ursprünglich geschätzte Verteilung durch die nunmehr näherungsweise ermittelte ersetzt wird.

8. Endauswertung: 

Die Endauswertung folgt im Wesentlichen der gleichen Vorgehensweise wie die Zwischenauswertung. Bei Einsatz einer leistungsfähigen Tabellenkalkulation kann eine kontinuierlich erweiterte Zwischenauswertung am Ende der Studie unmittelbar die Endauswertung sein.

Quelle: www.refa.de (Wirtschaftlichkeit steigern mit Multimomentaufnahmen | REFA)

Thomas Pille
REFA Nordwest e. V., REFA Regionalverband Osnabrück-Münsterland-Niederrhein

REFA Nordwest e.V. ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2015 und AZAV

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