Humanorientierung ist bei allen Daten und Fakten das, was bei REFA im Vordergrund steht. Dieser Auffassung ist auch Ronald Kochmann. Der 44-Jährige blickt auf eine lange REFA-Karriere in großen Unternehmen (Elster-Kromschröder, ZF-Friedrichshafen AG) zurück und ist ausgebildeter REFA-Lehrer. Er berichtet von einem früheren Auftrag in einer Behindertenwerkstatt, der ihn auch heute noch sehr berührt.
Erste Unsicherheit gegenüber Menschen mit Behinderungen war schnell abgebaut
Als frisch gebackener REFA-Lehrer hatte er zusammen mit einem erfahrenen Kollegen einen ganz besonderen Auftrag: Die beiden sollten pädagogische Fachkräfte in einer Behindertenwerkstatt in REFA-Methoden unterrichten. Kochmann erinnert sich: „Ich war vorher etwas nervös, denn es arbeiteten dort Personen mit ganz verschiedenen Einschränkungen. Manche waren sowohl körperlich als auch geistig behindert.“ Er sei unsicher gewesen, wie er sich verhalten solle, so Kochmann. „Manche kamen auf uns zu und umarmten uns einfach. Oder sie hielten meine Hand ganz lange fest.“
Beim Thema „Leistungsgradbeurteilung“ kam Kochmann ins Grübeln
Der Lehrgang dauerte mehrere Tage und dazu gehörte auch das gemeinsame Essen in der Kantine. „Die Hemmungen waren schnell abgebaut“, berichtet der REFA Techniker für Industrial Engineering, der im Hauptberuf bei ZF in der Arbeitswirtschaft tätig ist. Dennoch sei er speziell beim Thema der Leistungsgradbeurteilung ins Nachdenken gekommen. „Das Bewerten der Arbeit von Menschen, die nur sehr eingeschränkt leistungsfähig sind, konnte in diesem Fall nicht durchgeführt werden.“
Stattdessen hätte er zusammen mit seinem Kollegen die Aufmerksamkeit der Pädagogen auf andere Dinge wie umständliche Handhabung, überflüssige Wege und Handhabung von Materialkisten gelenkt. „In einem Raum wurde mit großen und schweren Teilebehältern umgegangen. Wer diese handhaben wollte, musste große Kraftanstrengungen aufbringen.“ Sie hätten dem Werkstattleiter geraten, auf kleinere und dadurch leichtere Behälter umzustellen. „Das kam gut an, ebenso, wie andere praktische Tipps für die Arbeitsorganisation.“
Das Bewerten von menschlicher Arbeit setzt genauere Hintergrundkenntnisse über den Ausführenden voraus. Das ist die normale Herangehensweise bei REFA. "Und anders geht es auch nicht", so Kochmann. „Zum Glück sind wir alle durch unsere REFA-Qualifikationen darin geübt, Dinge ganzheitlich zu betrachten und über den Tellerrand zu schauen. Und diese Sichtweise bezieht die Humanorientierung ganz klar ein.“
Über Ronald Kochmann
Als ausgebildeter Kfz-Mechaniker kümmerte sich Ronald Kochmann während seiner Bundeswehrzeit als Kraftfahrzeug- und Panzerschlosser um die Instandhaltung von Fahrzeugen, auch bei Einsätzen im Ausland. Nach 12 Jahren bei der G. Kromschröder AG, in denen er als Montagearbeiter startete und 2010 in die Abteilung Arbeitswirtschaft wechselte, wechselte er 2015 zur ZF Friedrichshafen AG. Dort ist er in der Division Fahrwerktechnik ebenfalls in der Abteilung Arbeitswirtschaft tätig. Seine REFA-Karriere begann 2010 mit einer Grundausbildung. Nach weiteren Schritten hatte er 2015 die Qualifikation zum REFA Techniker für Industrial Engineering in der Tasche. Sofort im Anschluss ließ er sich zur REFA-Lehrkraft ausbilden.